Thema: Neobiota
Gelbfüßiger Termit
Reticulitermes flavipes

Auf der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 1832 präsentierte Vincenz Kollar (1797-1860), Leiter der entomologischen Abteilung der "Vereinigten k. k. Naturalien-Cabinete" in Wien, ein Stück zerfressenes Holz und die Übeltäter. Das Holz war Teil eines Gewächshauses aus Schönbrunn und die Übeltäter Termiten.
Termiten in Schönbrunn?
Nicht nur das, sogar eine neue Termitenart, die Kollar als Termes flavipes, gelbfüßiger Termit, beschrieb. Alarmiert vom Hofgärtner Heinrich Schott (1794 - 1865) fuhr Kollar im Oktober 1830 nach Schönbrunn und sah sich die Bescherung an: In der Gerberlohe, in der die Pflanzenkübel zwecks Temperierung standen, lebten tausende Termiten. Sie fraßen sich durch das Holz der Pflanzenkübel und die Holzkonstruktionen der Gewächshäuser. Es dürfte sich um eine stabile Kolonie dieser Neobiota gehandelt haben, die über Jahrzehnte hinweg nicht zu beseitigen war. Noch 1855 schreibt Hagen, die Termiten hätten durch ihre Zerstörung den Neubau eines Gewächshauses veranlasst. Woher die Termiten ursprünglich stammten, wusste man nicht, man vermutete, dass sie mit Pflanzenmaterial, das auf der österreichischen Brasilienexpedition (1817 – 1821) gesammelt wurde, nach Wien kamen - was ein besonderer Punkt in der Geschichte wäre, da Schott selbst Teilnehmer dieser Expedition war und von dort 76 Kisten mit lebenden Pflanzen für die Gewächshäuser in Schönbrunn mitbrachte. Doch soweit bekannt, ist Reticulitermes flavipes nicht heimisch in Brasilien und die Tiere dürften auf anderen Wegen nach Schönbrunn gekommen sein.
Datierung
1832Fundort
Schönbrunn > Wien > Österreich± 5 km vom NHM entfernt
Abteilung / Sammlung
2. Zoologie (Insekten) > NOaSSammlungseingang: 1830, Vincenz Kollar