Thema: Die Hymenoptera-Sammlung > Das Museum summt
Trigonalidae
Orthogonalys pulchella

Orthogonalys pulchella ist eine von 100 Arten, die zur Familie Trigonalidae gehören. Die Vertreter dieser Familie vereint eine sehr seltene Lebensweise: sie sind Parasitoide von Parasitoiden, so genannte Hyperparasitoide (Parasitoide = Parasiten, die zum Tod des Wirtsorganismus führen). Die Weibchen von Orthogonalys pulchella legen mehrere tausend Mikro-Eier auf der Unterseite von Blättern verschiedener Bäume ab. Aus den Eiern schlüpft nur dann eine Larve, wenn sie mit dem Blatt von einer pflanzenfressenden Schmetterlingsraupe gefressen werden. Die ausschlüpfende Erstlarve bohrt sich durch die Darmwand in die Leibeshöhle der Raupe ein. Die Entwicklung zum nächsten Larvenstadium kann jedoch nur erfolgen, wenn sie dort bereits einen Parasitoiden findet, der die Schmetterlingsraupe befallen hat, normalerweise eine Raupenfliege. Sobald die Trigonalidae-Larve in die Raupenfliegen-Larve eingedrungen ist, stoppt sie die Entwicklung wiederum, bis die Raupenfliegen-Larve den Primärwirt, also die Schmetterlingsraupe zur Verpuppung verlässt. Dann entwickelt sich die Trigonalidenlarve weiter, überwintert meist noch in der Puppenhülle der Raupenfliege und schlüpft im nächsten Frühjahr.
Die Kopfanatomie der Art Orthogonalys pulchella wurde im Zuge des Forschungsprojekts "Die nächsten Verwandten der Stechimmen" mithilfe mikro-computertomographischer Bilder genau untersucht, da die Familie Trigonalidae eine von drei möglichen Kandidaten für die nächsten Verwandten der Stechimmen ist.
Fundort
Ithaka > Griechenland± 1100 km vom NHM entfernt
Abteilung / Sammlung
2. Zoologie (Insekten) > HymenopteraWeiter zum vorherigen und nächsten Objekt ...
Zusatzinformation
Was sind mögliche Vorteile dieser komplizierten Lebensweise?
Indem Trigonaliden-Weibchen eine unglaubliche Menge an Mikro-Eiern in der Gegend "verstreuen", sparen sie sich die Energie, um einen möglichen Wirten ausfindig zu machen sowie das Risiko, bei der Ablage des Eies direkt auf dem Wirt verletzt zu werden.
Durch die Parasitierung des (carnivoren) Parasiten, der sich schon in der (herbivoren) Schmetterlingsraupe befindet, erhalten die Trigonaliden-Larven eine höherwertige Nahrung als wenn sie direkt die Schmetterlingsraupe verzehren würden.